5. Spieltag: SV Werder Bremen - TSG Hoffenheim
- The-Austrian-Backhhead
- 23. Okt. 2020
- 6 Min. Lesezeit
Zum bereits dritten Spiel innerhalb von 8 Tagen trifft die TSG am Sonntag zum Abschluss der ersten englischen Woche auf den SV Werder Bremen.
Die Bremer rund um Coach Florian Kohfeldt sind ergebnistechnisch mehr als ordentlich in die neue Saison gestartet und kommen nach vier Spieltagen auf eine Ausbeute von 7 Punkten.
Nach einer enttäuschenden 1:4-Auftaktniederlage gegen die Hertha aus Berlin, kamen die krisengebeutelten Schalker gerade recht und ermöglichten einen 3:1-Auswärtserfolg. Einem knappen, aber nicht unverdienten 1:0 Sieg gegen die Arminia folgte ein leistungsgerechtes Remis in Freiburg am vergangenen Wochenende. Alles in Allem haben es die Bremer zumindest zu Beginn dieser Saison geschafft, die letztjährige beinahe vergessen zu machen und stehen verdient in der oberen Hälfte der Tabelle.
Im Gegensatz zur TSG, die unter der Woche ihr erstes Spiel in der Gruppenphase der Europa League gegen Roter Stern Belgrad bestritt, konnte sich das Team von Trainer Florian Kohfeldt eine gesamte Woche erholen.

Was aber zeichnet die Bremer in dieser Saison bisher fussballerisch aus? Was gilt es für die TSG und Sebastian Hoeneß zu beachten und welchen Plan könnten sie sich zurecht legen, um die drei Punkte mit in den Kraichgau zu nehmen?
Eine mögliche Aufstellung der Bremer:
Tor: Jiri Pavlenka
Abwehr: Gebre Selassie - Milos Veljkovic - Ömer Toprak - Marco Friedl
Maximilian Eggestein
Mittelfeld: Jean Manuel Mbom - Kevin Möhwald
Leonardo Bittencourt
Angriff: Niklas Füllkrug - Milot Rashica
Nach einer Analyse des Bremer Offensivspiels, geht es in einem zweiten Schritt darum, Schwachstellen im Bremer Defensiv- wie Pressingverhalten zu finden und sie in die Spielweise der TSG einzuordnen.
Werder Bremen: eine Analyse der Offensive
Bevor wir uns einem möglichen TSG-Matchplan für die Partie am Sonntag im Weserstadion zuwenden, wollen wir uns den Aspekten und Schemata des Bremer Spiels in dieser Saison widmen. Allgemein schein es auffällig zu sein, dass die Bremer ihre Torgefährlichkeit in dieser Saison fast ausschließlich aus Standards, hohen Flanken und verwandelten Elfmetern beziehen.
Auch wenn es aus dem Spiel selbst heraus bei den Bremern noch ein wenig stottert, seien einige Beispiele exemplarisch analysiert.
Szene 1:
Schon die ersten beiden Szenen heben genau das hervor, was die Bremer in dieser Saison bislang aus dem Spiel heraus fast ausschließlich gefährlich werden lässt: hohe Seitenverlagerungen & Flanken.
Wie so oft, so kommen auch hier die Bremer mit dem Ball ziemlich tief in die Hälfte des Gegners, ohne wirklich Torgefahr entwickeln zu können. Daraufhin (Bild 1) geht der Ball zurück auf einen der weit aufgerückten IVs, der zu einer vertikalen Seitenverlagerung ansetzt. Im System des Gegners jedoch ist die ballferne Seite nur unzureichend und weit offen besetzt, so dass der Bremer Spieler den Ball direkt und ohne großen Druck auf die Seite weiterleiten kann.
Nun zeigt sich ein weiterer Fehler der Bielefelder Abwehr, da die beiden Viererketten zu weit auseinander stehen und den Bremern im Zentrum und Rückraum zu viel Platz bleibt, so dass Bittencourt nur noch einschieben muss.
Hierbei kommt aus Hoffenheimer Sicht vor allem die fast schon obligatorische 3er/5er-Kette in Betracht, die es der TSG sowohl erlaubt die Räume auf der ballfernen Seite, als auch die im Rückraum besser zu besetzen.
Szene 2:
Auch die zweite Szene steht exemplarisch für das Bremer Agieren mit hohen Bällen, um ihre körperliche Wucht und Überlegenheit aufgrund der physischen Präsenz ihrer Angreifer wie Füllkrug und Selke ausspielen zu können.
Wieder baut Werder sein Spiel zunächst wieder über die Außen auf, kommt dann aber aufgrund des zu langsamen Nachrückens eines Berliner Spielers zu einer 2-gegen-1-Situation und kann durch Augustinsson flanken.
Nun zahlt es sich aus, dass Werder mit Selke und Füllkrug zwei sehr gute Kopfballspieler in seinen Reihen hat, denen es gegen jeden Gegner zuzutrauen ist, ein Tor per Kopf zu erzielen.
Auch hier entsteht für die Bremer auf der ballfernen Seite am zweiten Pfosten eine vorteilhafte Situation, bei der Selke seine dem Berliner Außenverteidiger überlegene körperliche Präsenz ausspielen kann.
Auch hier vermag der zusätzliche Innenverteidiger der 3er-Kette Abhilfe zu schaffen.
Szene 3:
Dieser weiteren über die Flügel eingeleiteten Situation entwächst eine Ecke voller Schalker Unzulänglichkeiten (und Peinlichkeiten), die zu einem weiteren Tor führt.
Neben der erfolgreich verwandelten Ecke zeigen die Bremer aber in dieser folgenden Szene auch, warum von ihnen gerade bei der Standarts in dieser Saison große Gefahr ausgeht. Dabei blocken sie mit einem Spieler (Klaasen) relativ geschickt den Laufweg des Spielers, der für Füllkrug abgestellt ist, sodass dieser nahezu unbedrängt einköpfen kann.
Szene 4:
In der letzten Szene - was schon darauf hin deutet, dass aus dem Spiel heraus von den Bremern keine allzu großen und kreativen Sprünge zu erwarten sind - zeigt sich ein weiteres Element des Bremer Spiels, das sie fast als einziges schnell und gefährlich in die Nähe des gegnerischen Tores bringt.
Phasenweise pressen die Bremer extrem hoch und setzen den Gegner früh unter Druck. So stellen sie auch hier gegen Freiburg alle Passmöglichkeiten zu und spekulieren dann in Person von Bittencourt im richtigen Moment auf den öffnenden Pass.
So kommen sie zu einem Ballgewinn in Strafraumnähe, und mit dem verwandelten Elfmeter zur fast einzig relevanten Torchance im gesamten Spiel
Wie man sich dieses hohe Pressing der Bremer zu Nutzen machen kann, soll im folgenden gezeigt werden.
TSG-Matchplan:
Bieten sich also in der Defensive erstaunlich wenige Aspekte einer 7-Punkte-Mannschaft, um Torgefährlichkeit abgesehen von der Physischen Strafraum- und Seitenverlagerungspräsenz zu verhindern, so bietet sich der TSG in der Offensive gleich einiges an Angriffs-Potenzial.
Zunächst einmal sollen zwei Szenen exemplarisch dazu dienen, Möglichkeiten aufzuzeigen, um das Bremer Pressing zu überspielen. Dabei wird den Bremern vor allem eins zum Verhängnis: Im defensiven Mittelfeld verfügen sie - im Gegensatz zur Rückrunde der vergangenen Saison mit Kevin Vogt - nicht über einen besonders kopfballstarken Spieler. Da die Bremer allerdings oftmals mit 5-6 Mann auf den Gegner pressen, wieder der relativ alleinstehende 6er im Zentrum oft mit einem sehr kopfballstarken Stürmer des Gegners, der sich fallen lässt, konfrontiert.
In dieser ersten Situation zeigt die Arminia, wie man sich auch bei hohem Bremer Pressing gut befreien kann. Die Bremer überladen die ballnahe Seite und stellen dem Gegner (wie auch gegen Freiburg, s.o.) alle Passwege in die Offensive zu. Sie haben die Bielefelder sogar schon fast zum Ballverlust gezwungen und denken dadurch schon fast ausschließlich offensiv, als der AV der Bielefelder den Ball hoch an der Linie entlang chippt.
Nun kann der physisch präsente Stürmer das Duell gegen den 6er fast locker gewinnen und auf den Bielefelder 8er ablegen. Da die Kette der Bremer extrem weit aufgerückt ist, bietet sich für die Gegenspieler dahinter große Räume. Hierbei sei vor allem an Belfodil als Stürmer sowie Bebou oder auch Adamyan als schnelle Tiefenläufer gedacht.
Auch die Hertha hat im ersten Spiel gezeigt, wie man das Bremer Pressing effektiv überspielen und schnell zum Torerfolg kommen kann:
Werder presst bis auf den Torwart und zwingt die Hertha zum langen Ball, der dieser aber gar nicht so ungelegen kommt. Denn wieder einmal kommt es neben dem fast chancenlosen Kopfballduell des eigenen 6ers gegen einen wuchtigen Zielspieler zu großen Räumen im Mittelfeld der Bremer, da die Spieler zu weit aufgerückt sind.
Die Berliner jedoch können schnell und effektiv nachrücken und den abgelegten Ball in die tiefen Räume ablegen, die auf den Seiten hinter der Kette entstehen.
3. Szene:
Aber auch eigenes, aggressives Pressing kann gegen Werder erfolgreich sein. Jedoch erscheint es dabei hilfreich den Gegner nicht in vorderster Linie (wie Bremen selbst) anzulaufen, sondern in ein bisschen weiter in die eigene Hälfte zu locken. Im anderen Fall kommt es wohl des Öfteren zu einem langen Ball, bei dem Füllkrug immer mal wieder zuzutrauen ist ihn gut zu verarbeiten und fest zu machen.
Schafft man es hingegen einen der Bremer 8er zu einem Ballverlust zu zwingen, so bieten sich hinter der Bremer Kette wieder die gleichen Räume, die vertikal zu bespielen sind. Aufgrund der relativ langsamen IV haben die Bremer dann des Öfteren Probleme mit schnellen Außenbahnspielern (Bebou, aber auch Belfodil) mithalten zu können.
4. Szene:
Eine weitere Situation soll noch einmal verdeutlichen wie stark die Bremer aufgrund ihres Systems mit einer Raute die ballnahe Seite verdichten, dafür aber auf der ballfernen Seite große und auch tiefe Räume frei lassen.
Gelingt es dem Gegner also, diesen Raum mit Geschwindigkeit zu bespielen, so kann er klassische Doppelpass-Situationen schaffen, um sich in den 16er zu kombinieren
Zwei letzte Szenen sollen zeigen, dass man die Werderaner auch sehr gut mit ihren eigenen Waffen schlagen kann:
- Seitenverlagerungen auf die (auch körperlich) zu schwach besetze ballferne Seite
- Flanken aus dem Halbraum in das Bremer Zentrum, das nur unzureichend besetzt ist
Zunächst zeigen die Bielefelder, dass man die Zuordnung des Bremer Mittelfelds durcheinander bringen kann, wenn man mit einem der eigenen IV in die Hälfte von Werder stößt.
Zudem sieht man sehr schön, dass sowohl die Bremer Zuordnung im 16er nicht stimmt als auch auf der ballfernen Seite (für Skov, Sessegnon) große Räume frei werden.
Auch die Freiburger haben gezeigt, dass man - wenn man mit druckvollen, flachen Pässen auf die Flügel kommt - bereits aus dem Halbfeld flanken kann, da sich in und hinter der Bremer Kette große Räume öffnen.
Schmid hat in diesem Fall sowohl die Möglichkeit Sallai an der Grundlinie entlang zu schicken als auch flach ins verwaiste Zentrum auf Höler oder hoch auf den Zielspieler Petersen zu flanken.
TSG-Line-Up:
Die Frage nach der Aufstellung scheint sich in englischen Wochen immer besonders schwer beantworten zu lassen. Neben etwaigen Blessuren und Verletzungen, gilt es abgesehen von den Corona-bedingten Ausfällen auch noch im Sinne der Belastungssteuerung zu agieren.
Es erscheint dabei durchaus vorstellbar, dass sowohl Kevin Vogt, Mijat Gacinovic und Munas Dabbur eine Pause erhalten. Für Genaueres bleibt allerdings die obligatorische Pressekonferenz sowie der Spielberichtsbogen abzuwarten.
Eine mögliche Aufstellung jedoch könnte wie folgt aussehen:
Tor: Oliver Baumann
Abwehr: Stefan Posch - Florian Grillitsch - Benjamin Hübner
Mittelfeld: Sebastian Rudy - Dennis Geiger - Diadie Samassekou - Robert Skov
Angriff: Ihlas Bebou - Ishak Belfodil - Christoph Baumgartner
/t.a.b.
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