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Europa-League: Molde FK - TSG Hoffenheim

Aktualisiert: 17. Feb. 2021

Am Beginn der Terminhatz der englischen Wochen steht für die Mannen von Coach Sebastian Hoeneß das Hinspiel der Europa-League-Zwischenrunde gegen Molde FK auf dem Plan. Hätte das Spiel am Donnerstagabend um 21:00 Uhr eigentlich im heimischen Stadion der Norweger, dem "Aker-Stadion", angepfiffen werden sollen, so sahen sich die Verantwortlichen Moldes aufgrund der norwegischen Einreisebestimmungen dazu gezwungen, das Spiel ins spanische Vila-Real zu verlegen. Welche oder ob es überhaupt Auswirkungen auf das Auftreten des eigentlichen Heimteams aus Molde haben wird, bleibt abzuwarten.

Die TSG und vor allem die Fans dürfen sich aber wohl in jedem Fall auf ein Spiel freuen, in dem es zur Sache gehen wird und in dem ein Gegner wartet, der schon so manchen (zukünftigen) Star hervorgebracht hat.

Neben dem vielleicht kommenden weltbesten Stürmer Erling Haaland, der bereits mit 16 Jahren für Molde debütierte, ist schließlich noch Ole Gunnar Solskjaer zu nennen, der als Bayern-Schreck mit ManU Champions-League-Sieger wurde und nach seinem Trainerjob in Molde mittlerweile wieder nach Manchester zurückgekehrt ist (und dort im Halbfinale auf die TSG trifft).


Was aber sind die Stärken des Teams von Erling Moe? Auf was muss sich die TSG gefasst machen und welche Auffälligkeiten haben sich insbesondere bei den Spielen auf europäischer Ebene in dieser Saison bislang ergeben?


Molde FK: Eine (kurze) Analyse


Bevor wir uns dem Dreh- und Angelpunkt des Spiels von Molde zuwenden, richten wir den Blick zuvor auf eine vor allem in den Europapokal-Spielen große Stärke des Teams von Erling Moe: Standards.


Dabei zeichnen sich die Freistöße, die zumeist von Fredrik Aursnes getreten werden, nicht nur wie in der erste Szene durch viel Effet und einen guten Zug zum Tor aus...

... sondern werden je nach Lage derart scharf aufs Tor gebracht, das eine kleine Berührung oder auch Bewegung eines Spielers von Molde ausreicht, den gegnerischen Torwart in die falsche Ecke zu schicken oder ihn gar zu verunsichern.

Besonders im ersten der beiden Fälle scheint es - gerade mit dem Kopfballtor von N´dicka im Spiel gegen die SGE im Hinterkopf - umso wichtiger für die TSG zu sein, ebensolche Standards besser zu verteidigen.

Eine Möglichkeit könnte dabei sein, nicht nur reaktiv auf den Ball und die Laufwege der Norweger zu warten, sondern möglicherweise einen der eigenen proaktiv und ein wenig abseits aufzustellen, damit dieser invers in den Rücken des Pulks einlaufen und den Ball klären kann.


Nun aber soll sich der Blick auf den Mann richten, der laut Howie Nordveit "der beste Spieler in Norwegen (ist). Er könnte in jeder europäischen Mannschaft mitspielen und hat ein besonderes Auge. Auf ihn müssen wir aufpassen.“

Unser Wikinger spricht von dem tatsächlich auffälligsten und besten Spieler Molde´s: Magnus Wolff Eikrem.


Und tatsächlich kommt es nicht von ungefähr, dass Eikrem auch die Jugend von ManU durchlaufen hat. Besonders in den Spielen, in denen Molde nicht so dominant auftritt wie in der heimischen Eliteserien, kreiert er jene besonderen Momente, die die Auftritte Moldes in Europa rechtfertigen.


Die in meinen Augen prädestinierte Situation, um die Extra-Klasse Eikrems aufzuzeigen, ist die folgende, bei der ich mir nicht einmal sicher bin, wie viele Spieler in der Bundesliga es überhaupt gibt, die in diesem Moment dieser Übersicht gezeigt und diesen Pass gespielt hätten.

Eines muss man sich dabei ganz besonders vor Augen führen, um sich klar zu werden, wie gut der Norweger wirklich ist: In jenen Sekundenbruchteilen, in denen er erkennt, dass der Ball ein wenig schlampig gespielt ist und er in nur unkontrolliert annehmen kann, entscheidet er sich bewusst dazu, den hohen Chip an den zweiten Pfosten zu bringen.

Dieser Ball wäre ja noch eine Sekunde zuvor bei der Erwartung eines flachen Passes und der Körperstellung des Verteidigers undenkbar und auch unmöglich gewesen.


Doch auch sein Gefühl für Räume und Passstaffeten macht Moldes Spiel variabler und unvorhersehbarer. Man könnte ihn vielleicht sogar als den "norwegischen Thomas Müller" bezeichnen, wenn seine Bewegungen nicht doch viel eleganter aussähen.

Sei es drum: in der folgenden Szene antizipiert er genau den richtigen Zeitpunkt und auch den Raum, um sich ein wenig fallen zu lassen, dadurch den Verteidiger aus der Kette zu ziehen und den eigenen Ball in die Tiefe per One-Touch spielen zu können.

Die letzte der Szenen über Eikrem verdeutlicht neben seiner eigenen Stärke am Ball auch die technische Versiertheit des Teams, unter Druck und auf engem Raum Lösungen finden zu können.

Die Klasse Eikrems Wiederrum, den Ball direkt ins lange Eck zu legen, befähigt dann sogar ein Team wie Molde dazu, nur haarscharf an der Champions-League-Gruppenphase vorbeizuschrammen.


Abschließend gesagt könnte es durchaus eine Überlegung wert sein in jenem Spiel den Manndecker aus der Mottenkiste des Fussballs auszupacken und einem offensiv so intelligenten Spieler wie Magnus Wolff Eikrem einen ebenso defensiv intelligenten Spieler an die Fersen zu hängen.

Hierbei fiele natürlich vor allem Diadie Samassekou ein, doch scheint auch er in Anbetracht der vielen Spiele ein Kandidat für die berühmt berüchtigte Belastungssteuerung zu sein.

Denkbar wäre deswegen auch, dass Florian Grillitsch ähnlich zu dem Spiel in Dortmund den Part in der Dreierreihe einnimmt.


TSG: Ein Matchplan


Allerdings wird es in dem Spiel unter dem spanischen Nachthimmel nicht nur darum gehen, defensiv sicher zu stehen, sondern vor allem auch offensiv dominant aufzutreten und Akzente zu setzen.

Insbesondere Arsenal hat in den beiden Spielen der Gruppenphase beispielhaft vorgemacht, wie man Molde sowohl im Konterspiel als auch dann knacken kann, wenn sie in alt-englischer Manier "den Bus parken".


Genau auf jene Situationen, in denen Molde sich der spielbestimmenden gegnerischen Mannschaft unterordnet und tief in die eigene Hälfte fällt, soll sich die Analyse zunächst richten.


Ein erstes Mittel der Wahl scheint es dabei zu sein bewusst mit einem der 6er auf die Außen abzukippen und den dort entstehenden Raum mit Dynamik zu nutzen:

Indem der Ballführende 6er nämlich dann den druckvollen Pass auf den sich fallen lassenden Stürmer spielt bezweckt er gleich zwei Dinge, die die Ordnung von Moldes letzter Kette zerstören und den Raum für die Flanke gar erst möglich machen.

Zum einen zieht er durch seinen Laufweg eben jenen Mann nach innen, der den Flügel absichern sollte, zum anderen bewirkt sein Pass, dass Moldes AV den Zweikampf mit Lacazette suchen muss und somit von zwei Mann auf dem Flügel keiner mehr übrig bleibt.

So entsteht idealerweise durch nur eine Aktionen sowohl der Raum für die präzise Flanke als auch ein relativ verwaistes Zentrum, in das die nachrückenden Spieler stoßen können und in dem keine Zuordnung mehr herrscht:


Da man diese Situationen mit abkippendem 6er nicht allzuoft wiederholen wird können, bedarf es auch noch eines Schusses mehr offensivem Agieren aus der eigenen letzten Kette, sprich einem Aufrücken einer unser IVs:


Schafft es der aufrückende IV nämlich erst einmal an dem auf ihn herausrückenden Spieler vorbeizukommen so eröffnet sich wieder eine Situation, in der die beiden dem Flügel zugeordneten Spieler Moldes agieren und mindestens einer herausrücken muss:

Dadurch entsteht dann in den meisten Fällen ein großer Raum für einen schnellen Flügelstürmer, der dann ein wenig Raum vor sich hat und den gegnerischen AV fast bis an die Außenlinie zieht.

Kippt er nun ab und spielt den Ball in den Rückraum an das Eck des Strafraums, so geschieht wieder etwas sehr sinnvolles:

Direkt in Strafraumnähe herrscht eine 3-gegen-3-Situation.

Zieht nun der Flügelstürmer mit hohem Tempo (hierfür scheint Baumgartner prädestiniert) invers in den Strafraum, und zugleich der nicht ballführende (hier: Nr. 15) in die Mitte, so entsteht die Möglichkeit des Doppelpasses in die Tiefe und einem nahezu unbedingten Abschluss.


Eine weitere vielversprechende Möglichkeit gegen ein tierstehendes Molde scheint es zu sein, den Strafraum-nahen Rückraum sowohl mit einem sehr spielintelligentem Spieler als auch mit einem dynamischen 8er zu besetzen:


So können zunächst einmal jene Situationen gelöst werden, in denen der eigene Flügelstürmer oder auch offensive AV gedoppelt wird und somit schweren Stand hat.

Wenn sich nun jener dynamische 8er im Rückraum anbietet, entsteht eine Situation, die mit einem übersichtsstarken Mittelfeldspieler wie Xhaka, Grillitsch oder auch Rudy durchaus zum Torerfolg führen kann.

Hat der 8er nämlich erst einmal die Möglichkeit den Ball parallel zur Strafraumkante anzunehmen und kurz zu treiben...

... so kann er die zwei Spieler aus der Kette von Molde aus dem Strafraum herausziehen, den Pass auf den 6er Spielen und im gleichen Moment seinen Geschwindigkeits- und Richtungsvorteil gegenüber den rausrückenden Spielern nutzen, um in deren Rücken zu starten und dort den Chip-Ball verwerten.

Dies kann sogar in solchen Fällen gelingen, in denen der Ball hinter die Kette gar nicht mal so gut gespielt ist.


Steht die letzte Kette von Molde einmal 10-15 Meter höher, aber dennoch kompakt, so bieten sich wiederum neue Ansatzpunkte, um in Abschlusssituationen zu kommen.


Die erste erste Möglichkeit wäre es dabei den Raum an der Außenlinie doppelt zu besetzen...

... und eine klassische Situation des Hinterlaufens zu kreieren. Fast noch entscheidender als das Hinterlaufen des zweiten Spielers ist dabei das Verhalten des Flügelstürmers auf der ballfernen Seite. Dieser erkennt nämlich richtigerweise die zahlenmäßige Überlegenheit von Moldes Verteidigern und lässt sich bewusst ein wenig in den Rückraum fallen.

Während Molde sich dann in Sicherheit wiegt, kommt der druckvolle und flache Pass in eben jenen Rückraum, aus dem unbedrängt abgeschlossen werden kann.


Bietet sich allerdings nicht wie etwa in der vorherigen Situation ausreichend Platz zum Nachrücken und Hinterlaufen, so muss auf dem Flügel eine andere Lösung gefunden werden.


Dabei wird insbesondere das Raumverhalten des ballnahen Außenstürmers wichtig sein. Denn wie in diesem Bild zu erahnen ist, lässt sich Arsenals Flügelstürmer (Nr. 19) in Richtung der eigenen Hälfte fallen und anspielen, und zieht somit unweigerlich den gegnerischen LV aus der Kette heraus.

Nun wird es zum einen wichtig sein, dass die Stürmer im Zentrum Moldes IV durch ein kurzes vertikales Fallen-lassen binden und zum anderen der ballnahe dynamische 8er den Raum rechtzeitig erkennt und in den freigeworden Raum stößt.

Nun bietet sich die Möglichkeit einer unbedrängten Flanke sowie einem nachrückendem Zentrum, bei dem auch in dieser Situation der ballferne Flügelstürmer einrückt und zum Abschluss kommen kann:

Im Falle einer 3er-Kette scheint es durchaus sinnvoll zu sein die offensiven Schienenspieler der TSG (AV´s) die Rolle der 8er übernehmen zu lassen, indem sie immer dann einrücken, wenn sich der Flügelstürmer fallen lässt.


Die letzten beiden Szenen sollen die enorme offensive Bedeutung der Außenverteidiger (auch und gerade bei einer 3er/5er-Kette) aufzeigen.


Dabei stehen die beiden Schienenspieler (AV´s) zunächst sehr breit, aber noch nicht all zu hoch. Somit sind sie im Verbund des Gegners noch dem offensiven Außen und nicht etwa dem defensiven Außenverteidiger zugeordnet.

Nun spielt der ballführende IV den klugen, öffnenden Pass in das Zentrum.

In diesem Moment muss der offensive Außenverteiger sofort den Raum erkennen, der entsteht, weil der AV von Molde durch den Laufweg des Außenstürmers in die Mitte gezogen wird.

Dadurch kann er durch eine öffnende Seitenverlagerung an der Außenlinie entlang in den Rücken der Abwehr drängen...

... und den Ball schließlich scharf in die Mitte zum Abschluss hereingeben. Ein zusätzliches Augenmerk sollte hierbei darauf liegen, dass ebenso wieder ein großer (hier aber nicht beflankter) Raum auf der ballfernen Seite für den nachrückenden komplementären Schienenspieler entsteht.


Eine letzte Szene zeigt noch einmal, wie sinnvoll es sein kann, direkt nach einem Pressingerfolg den Ball auf die ballferne Seite zu verlagern und dort möglichst schnell zu flanken um die Unordnung der gegnerischen Rückwärtsbewegung auszunutzen.


TSG: Line-Up


Wäre hiermit zwar eine mögliche Grundstruktur des Spiels gegen Molde vorgezeichnet, so stellt sich nicht zuletzt die Frage nach dem eingesetzten Personal. Neben dem bereits angesprochenen Samassekou ist es durchaus auch vorstellbar, dass die viel eingesetzten Marco John, Ihlas Bebou als auch der langsam zu alter Stärke zurückfindende Pavel Kaderabek eine Pause erhalten. Definitiv nicht dabei sein werden Andrej Kramaric, Howie Nordveit, Robert Skov und Ishak Belfodil.

Da gerade die Besetzungen auf den Flügeln spielentscheidend werden könnten, sollten dort dennoch Spieler eingesetzt werden, die zum einen Laufstärke und das Gefühl für freie Räume, aber auf der anderen Seite auch einen gewissen Zug zum Tor versprechen lassen.

Auch wenn speziell letzterer Mijat Gacinovic etwas abgeht, so dürfte er wohl die erste Wahl für eine etwaigen Kaderabek-Ersatz darstellen. Speziell seine Galligkeit und Sprintstärke könnten dafür sorgen den Fehler aus dem Spiel gegen Dortmund wieder gutzumachen.

Auf der anderen Seite dürfte mangels Alternativen wohl doch Marco John auf der linken Schiene auftauchen, auch wenn die Position rechts vorne in diesem Spiel für ihn geradezu maßgeschneidert passen könnte.

Dort könnte das Startelf-Comeback von Sargis Adamyan stattfinden, der eben jene Tiefe und Schnelligkeit, als auch das Gefühl für Räume verspricht.


Aufstellung:


Tor: Oliver Baumann


Abwehr: Stefan Posch - Florian Grillitsch - Kevin Vogt


Mittelfeld: Mijat Gacinovic - Sebasatian Rudy - Diadie Samassekou - Marco John


Angriff: Sargis Adamyan - Munas Dabbur - Christoph Baumgartner


/t.a.b.

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