6. Spieltag: TSG Hoffenheim - 1. FC Union Berlin
- The-Austrian-Backhhead
- 31. Okt. 2020
- 7 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 2. Nov. 2020
Bereits vier Tage nach dem überzeugenden 4:1-Auswärtserfolg in Gent trifft das Team von Sebastian Hoeneß zum Abschluss des 6. Spieltags im Montagabend-Spiel auf Union Berlin. Die Köpenicker starteten auch diese Saison unter dem Schweizer Urs Fischer wieder sehr ordentlich und belegen nach dem 5. Spiel einen soliden 12. Rang, wobei sie mit etwas mehr Spielglück (und daraus resultierenden Siegen) in den letzten beiden Spielen gegen Schalke und Freiburg durchaus auch viel höher rangieren könnten.
Auffallend scheint zu sein, dass sich die Berliner zumindest aus externer Perspektive sehr sinnvoll und auch durchaus namhaft verstärkt haben. Hier seien in der Defensive vor allem Robin Knoche (ehemals: VfL Wolfsburg) und in der Offensive vor allem Max Kruse und Edel-Joker Joel Pohjanpalo genannt, die Rekordverkauf Sebastian Andersson ersetzen sollen.
Bis auf die relativ unglückliche Auftaktniederlage gegen Augsburg am ersten Spieltag hat das Team von Urs Fischer kein Spiel mehr verloren und dem 4:0-Kantersieg gegen Mainz jeweils einen Punkt gegen Schalke, Freiburg und Gladbach (!) folgen lassen.

Was aber erwartet die TSG in diesem weiteren (Heim-)Spiel inmitten der andauernden Englischen Wochen? Mit welchen Stärken von Union muss sie rechnen? Welche Schwächen oder Anfälligkeiten der Berliner kann sie sich selbst zu Nutze machen?
Bevor es darum gehen soll, richtet sich der Blick zunächst auf eine mögliche Aufstellung der in Hinblick auf Verletzungen oder Ausfälle sorgenfreien Berliner, die aber ansonsten auch systematisch relativ schwer auszurechen und flexibel sind. Vielleicht dürften die Eisernen gerade im Hinblick auf das Verhalten des Teams aus Gent doch auf die 4er-Kette mit etwas kompakteren Mittelfeld setzen:
Tor: Andres Luthe
Abwehr: Christopher Trimmel - Robin Knoche - Marvin Friedrich - Christopher Lenz
Mittelfeld: Robert Andrich - Christian Gentner
Sheraldo Becker - Max Kruse - Marcus Ingvartsen
Angriff: Joel Pohjanpalo
Union Berlin: eine Analyse
Die Basis für das Spiel der Eisernen liegt immer und zuallererst im Kampf und dem körperbetonten Spiel. Die läuferischen wie kämpferischen Basics stimmen dabei fast immer und zumeist schaffen es die Köpenicker auch dem Spiel wie dem Gegner ihren Stempel aufzudrücken.
Haben sich die Berliner erst einmal in ihr Spiel "eingearbeitet", so sind einige Schemata in ihren Abläufen zu erkennen, die sie (hauptsächlicherweise) immer wieder gefährlich werden lassen.
Dabei generieren sie ihre Torgefahr vor allem aus zwei Aspekten, wobei wir uns zunächst einmal ersterem, ihrer Gefährlichkeit nach Standards zuwenden.
1. Szene:
Generell schaffen es die Berliner bei Standards ihre enorme Kopfballstärke sowie physische Präsenz sehr gut und oft einzusetzen. Hierbei soll ein Szene aus dem Spiel gegen Mainz allgemein beispielgebend sein.
Dabei kommt im Besonderen immer wieder das Zusammenspiel zweier Spieler und ihrer Fähigkeiten zusammen: Trimmel schlägt den Ball mit viel Wucht sowie Effet in die Mitte und bedient dort Friedrich, der sich sehr geschickt verhält. Ähnlich aber auch besser wie Knoche verfügt Friedrich über ein sehr gutes Timing im Kopfballspiel, das ihm erlaubt seine Dynamik optimal auszunutzen. Bewusst verzögert er die ersten paar Schritte, um danach mit voller Wucht (- auch im Gegensatz zu den relativ statischen IVs der Mainzer -) in den Ball zu springen.
Hierbei scheint es Sinn zu machen einen Spieler abzustellen, der den Weg von Friedrich geschickt blockt und ihn bereits früh im Zweikampf bindet.
Einige weitere Szenen zeigen zudem, dass Trimmel nicht nur als Flankengeber bei Standards, sondern auch aus dem Spiel heraus gefährlich wird.
2. und 3. Szene:
Hierbei gilt schon fast die Regel, dass es für den Gegner eigentlich immer gefährlich wird, wenn Trimmel relativ unbedrängt zum Flanken kommt:
Die Berliner verlagern sehr gerne auf die ballferne, relativ freie rechte Seite, damit Trimmel dort seine Meter machen und überlegt wie präzise Flanken kann. Auffallend sind in dieser Situation auf Mainzer Seite vor allem zwei Dinge: Im Grunde genommen ist der Gegner bei keiner Aktion der Berliner so sehr gezwungen Druck auf den Ballführenden zu machen wie bei einer Aktion von Trimmel. Und dennoch begleitet einer der Mainzer Spieler Trimmel - in vermeintlicher Abwesenheit von Torgefahr - nur im Trab und der andere versucht nichtmal in den Zweikampf zu kommen.
Es gibt dabei kaum Wichtigeres im Spiel gegen Union, wie Flanken auf den Außen im Allgemeinen, aber Flanken von Trimmel im Besonderen zu verhindern und diesen zumindest in einen Zweikampf zu verwickeln.
Dabei scheint es vor allem Sinn zu machen gegen Union mit einer Dreierkette sowie hohen AVs aufzulaufen, die Trimmel früh und hoch auf der Außenbahn binden und von einem herausrückenden IV unterstützt werden können, damit Trimmel nicht so oft - wie auch in der folgenden Szene zu sehen - gefährlich flanken kann.
Jedoch gilt die Flankenlastig- und Gefährlichkeit des Berliner Spiels nicht nur für die Seite und das Verhalten von Trimmel, sondern auch für seine Pendants auf der anderen Seite sowie dem Flügelstürmer vor ihm:
4. und 5. Szene:
Auch in dieser ersten Szene wird es dem Berliner Spieler wieder gestattet den Ball weit und unbedrängt in die Hälfte des Gegners zu treiben und dann zu flanken. Auch hier könnte die Dreierkette eine sinnvolle Option sein, um mit einen Spieler zusätzlich auf die Außen rücken und somit den Spieler früher in den Zweikampf binden zu können.
Denn auch in der folgenden Szene schaffen es die Berliner wieder unbedrängt zu flanken, nachdem sie sich gut in den Raum hinter der Mainzer Kette kombinieren. In dieser Situation sind die Mainzer vor allem im Zentrum gut sortiert und es wäre ihnen problemlos möglich mit einem der IV in Richtung des Flügels hinauszurücken um einen möglichen Flankengeber unter Druck zu setzen.
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6. und 7. Szene:
Zum Schluss seien noch zwei Szenen gezeigt, die das Spiel über die Flügel auch auf der anderen Seite charakterisieren.
Auch in dieser ersten Szene verlagern die Berliner wieder auf die offene, ballferne Seite, um dann in diesem Fall fast bis zur Grundlinie zu stoßen und druckvoll in die Mitte zu passen. Hier tritt eine weitere Anfälligkeit zu Tage, die man des Öfteren beobachten kann. Die Berliner schaffen es fast immer das Zentrum in gleicher Mannstärke zum Gegner zu besetzen. Dies führt selbst bei einer schlechten Hereingabe im schlechtesten Fall zu einem Flipperspiel, bei dem der Ball immer mal wieder zu einem Berliner durchrutscht.
Zudem haben sie mit Kruse und auch Pohjanpalo mittlerweile Spieler in ihrem Kader, die genau in solchen Situationen ihre Torgefährlichkeit und Klasse in der Ballbehandlung ausspielen können.
Es scheint also im Spiel gegen Union ein gutes Mittel der Wahl zu sein, den Ball von den eigenen Flügeln fernzuhalten, bzw. diese immer zahlreich wie zweikampfstark zu besetzen.
Ein Taktik-Kniff könnte es dabei sein, immer bewusst und frühzeitig mit einem der IV aus der Kette auf die Flügel herauszurücken, den Platz im Zentrum mit einem der 6er zu füllen und somit die Flanken der Berliner zu erschweren.
Gewinnt man die Duelle auf den Flügeln, so gewinnt man mit einer hohen Wahrscheinlichkeit auch das Duell gegen die Eisernen an sich, vor allem wenn man sich einige der nun folgenden Berliner Anfälligkeiten zu Nutze macht.
TSG-Matchplan:
Um gegen Union Berlin erfolgreich zu sein, bieten sich vor allem 4 Aspekte im Defensivverhalten der Eisernen.
1.Aspekt: Räume auf der ballfernen Seite
Die Berliner verstehen es sehr gut die ballnahe Seite mit vielen Spielern zu verdichten und ein Durchkommen dort nur schwer möglich zu machen. Schafft man es allerdings das ein ums andere Mal mit etwas Glück oder auch einer gekonnten Einzelaktion, den Ball auf die andere Seite zu verlagern, so bieten sich einem große Räume.
Auch in dieser folgenden Szene aus dem Spiel der TSG gegen Union zum Ende der vergangenen Saison zeigt sich diese Auffälligkeit. Die Berliner schaffen eigentlich sogar eine Überzahlsituation, um Kramaric unter Druck zu setzen, jedoch sorgt Skov dafür, dass es ihnen nicht gelingt.
Steht man nämlich gegen die Eisernen auch in der Offensive extrem breit, so fällt es den Berlinern auch schwerer in den Zweikampf zu kommen, da der Pass auf den unbedrängten Schienenspieler immer möglich ist.
Dadurch kann Kramaric die Finte erfolgreich anziehen und auf den in den völlig verwaisten ballfernen Rückraum zurücklegen.
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2. Aspekt: Breite im Spiel
Doch das Spiel mit einer 3er-Kette mit sehr offensiven Schienenspielern (Skov, Kaderabek) kann noch einen weiteren großen Vorteil bieten. Sie schafft nicht nur Raum auf der ballfernen Seite oder im Rückraum, sondern ermöglicht es es auch über die offensiven AVs Tiefe in das Spiel zu bekommen.
Auch die TSG hat dies im letzten Spiel gegen Union gut ausgenutzt, und den Ball über den Flügel in das von ihr selbst personell überladene Zentrum gebracht.
Dabei macht es auch Sinn einen kombinations- wie physisch-starken Spieler im Zentrum zu haben (Dabbur, Belfodil). Dieser bindet dann einen der IV und schaltet sich gleichermaßen in ein Kombinationsspiel mit den nachrückenden wie offensiven 8ern (Grillitsch, Baumgartner) ein, wie auch Mainz es vorgemacht hat.
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3. Aspekt: Hohe Bälle auf einen Zielspieler
Der Einsatz eines physisch starken wie schnellen Zielspielers in der Offensive ermöglicht es die Geschwindigkeitsdefizite der letzten Berliner Kette auszunutzen und das in der Regel gut gestaffelte Mittelfeld der Eisernen schnell zu überspielen. Hierbei bietet sich in der Offensive vor allem Belfodil an, der wieder richtig gut in Fahrt zu kommen scheint und die Aspekte aus Schnelligkeit sowie Körperlichkeit vereint.
Auch Robert Skov kann diese Bälle aus der Abwehr heraus in den Rücken der Berliner Kette spielen:
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4. Aspekt: Schnelle Tiefe
Bei dem letzten Aspekt handelt es sich um die schnelle, womöglich sogar flache Tiefe, die im Spiel gegen Union Gefahr entwickeln kann. Dies kann dabei sowohl aus dem eigenen Spielaufbau heraus, wie auch nach einem Ballgewinn im Mittelfeldpressing erfolgen.
Hierbei erscheint vor allem Bebou als Einwechselspieler eine Option darzustellen, aber auch Belfodil hat des Öfteren gezeigt, dass er in solchen Situationen von großem Wert sein kann.
Aus dem Spiel heraus lohnt es sich gegen Union mit einem auf den Flügel abkippenden, schnellen Spieler zu spielen, der dann entweder selbst abschließt oder in den wieder verwaisten Rückraum zurücklegt.
Hierbei kommen in der IV der TSG vor allem Vogt und Posch in Frage, die solche Bälle punktgenau spielen können:
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Line-Up:
Auch bei diesem Spiel scheint wieder fraglich zu sein, wenn Coach Sebastian Hoeneß zu Beginn auf den Platz schickt. Gerade in der Offensive bieten sich nach dem Spiel in Gent einige vielversprechende Möglichkeiten, doch auch in der Defensive nimmt die Auswahl des Trainers mit der Rückkehr von Kaderabek aus der Quarantäne zu. Denkbar erscheint dabei folgende Aufstellung im 3-3-2-2:
Tor: Oliver Baumann
Abwehr: Stefan Posch - Kevin Vogt - Kevin Akpoguma
Mittelfeld: Pavel Kaderabek - Sebastian Rudy - Robert Skov
Florian Grillitsch - Christoph Baumgartner
Angriff: Ishak Belfodil - Munas Dabbur
Update: Pavel Kaderabek wird dem Vernehmen der Pressekonferenz nach für das Spiel noch kein Thema sein. Für ihn könnte Rudy auf die Außenbahn und Geiger in die Startelf rücken.
/t.a.b.
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