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UEL, 1. Spieltag: TSG Hoffenheim - Roter Stern Belgrad

Am ersten Spieltag der UEFA Europa League trifft das Team von Coach Sebastian Hoeneß, das sich in einem fulminanten Schlusspurt zum Ende der vergangenen Saison für den Wettbewerb als 6. der Liga qualifiziert hat, auf den serbischen Rekordmeister aus Belgrad.

Roter Stern Belgrad, oder Crvena zvezda wie die Mannschaft im Serbischen einfach nur genannt wird, ist vielen Fans wohl vor allem noch durch seine Erfolge der späten 80er und frühen 90er Jahre des vergangenen Jahrhunderts bekannt. So gewann das Team um Siniša Mihajlović, der in den folgenden Jahren nach Italien wechselte und dort unter anderem zum erfolgreichsten Freistoßschützen der Liga und später auch Trainer wurde, 1991 den Europapokal der Landesmeister und wurde Weltpokalsieger.

Im Zuge dieser Erfolge des damals noch jugoslawischen Teams, verließen die meisten Spieler Belgrad, um bei Vereinen in größeren Ligen Fussball zu spielen, und es kam fast zwangsläufig zu einem schleichenden Absturz in die Niederungen europäischen Vereinsfussballs.




Der Star des Teams, das mit 10 Siegen und einem Remis am vergangenen Wochenende gegen Partizan fast makellos in die Saison gestartet ist und an der Tabellenspitze thront, ist nicht etwa ein Spieler, sondern der Trainer:

Dejan Stanković war einer der vielen Spieler, die es in den vergangenen Jahrzehnten aus der Jugendabteilung der Belgrader bis in die Spitze des europäischen Vereinsfussball geschafft haben. Nach seiner Zeit bei Roter Stern spielte er zunächst bei Lazio Rom und dann 9 (!) Jahre lang bis 2013 sehr Erfolgreich bei Inter Mailand, wo er über 300 Spiele machte, dabei zumeist als zentraler Mittelfeldspieler 40 Tore erzielte und unter anderem 2010 im Finale gegen Bayern München die Champions League gewann.



Zudem ist mit Milos Degenek als Ex-Löwe sowie VFBler ein ehemaliger Bundesligaspieler bei Roter Stern unter Vertrag.

Nach einer kurzen Analyse der Offensive des letztjährigen Champions-League-Teilnehmers, richten wir den Blick auf einige Anfälligkeiten des Belgrader Defensivverbundes.



1. Roter Stern: Die Offensive


Auch wenn es in Österreich und wohl auch Deutschland nicht ganz einfach ist, Bewegtbilder von Spielen der Serben zu sehen, sollen wir das Spiel zur Europa-League-Qualifikation nutzen, um uns einen Überblick des Fussballs der Belgrader zu verschaffen.


Der wohl stärkste Spieler, neben dem aus Bologna ausgeliehenen Stürmer Diego Facinelli, ist der Linksaußen Aleksandar Katai, der nach seiner Jugendzeit in Serbien später unter anderem bei Olympiakos Piräus, in Spanien und zuletzt in der MLS bei L.A. Galaxy spielte, nun aber ablösefrei mit 29 Jahren in seine Heimat zurückkehrte.

Was passiert, wenn man den ballgewandsten und wohl kreativsten Spieler der Belgrader (schwarze Trikots) einmal gewähren lässt, musste auch Aramat Armenia (weiß-blaue Trikots) im Qualifikationsspiel erfahren.


1. Szene:


Ausgelöst wird die Situation überhaupt erst durch Radovan Pankov, den rechten IV, der des Öfteren Vorstöße in die Hälfte des Gegners wagt. Daraufhin orientiert sich der ballnähere 6er der Armenier zum Ballführenden, wohingegen der zweite 6er ein wenig im luftleerem Raum steht und die Lücke zwischen sich und dem Rechtsaußen seines Teams zu groß werden lässt.

Dieser wiederum vergisst durch sein Einrücken das Zentrum zu verdichten.

Was nun, da sowohl der 6er als auch der Rechtsaußen zwei Schritte zu spät sind, sieht man in folgendem Video. Der Innenverteidiger ist die paar %-Punkte im Zweikampf zögerlicher und abwartender, die immer dann fehlen, wenn zwei Mitspieler den Ballführenden doch eigentlich schon in der Mangel haben. Doch diese kommen auch jetzt zu spät und Katai kann sich auf engstem Raum gegen diese Drei durchsetzen.


2. Szene:


Die nächste Szene zeigt wie geschickt die Spieler im meist zumindest in der Offensive ausgerichteten 4-1-4-1 die Abwehrkette und Innenverteidiger des Gegners auseinanderziehen.

Wieder löst der IV von Belgrad die Situation aus, indem er einen der 10er/8er zentral anspielt. Der schlecht positionierte ballnahe 6er des Gegners ist schlecht positioniert, da er versucht den Raum zu decken, den sein Mitspieler durch das Herausrücken auf den nahenden IV Belgrads freigibt.

Dadurch sieht sich der linke IV gezwungen, den 10er der Serben zu attackieren.

Belgrads Stürmer erkennt den Freiraum, der im Rücken der Abwehr entsteht, zumal das Abseits von deren (in dieser Situation) rechtem Verteidiger ohnehin aufgehoben wird. Der zuvor herausgerückte 10er steht nun völlig nutzlos im Raum zwischen gegnerischem 10er und rechtem Verteidiger. Er kann also auf keinen der beiden Druck erzeugen oder gar Passwege zustellen. Daraufhin ist der vertikale Passweg auf Falcinelli völlig frei und er könnte theoretisch frei auf das Tor zulaufen.


3. Szene:


Im Grunde genommen ist auch für diese Situation vor dem zweiten Tor von Roter Stern wieder einer der 6er der Armenier verantwortlich. Der 6er am oberen, mittleren Bildrand rückt nur unzulänglich mit seinem Gegenspieler mit und lässt diesen unbedingt in einen großen Freiraum stoßen.

Belgrads Nummer 4 stößt dabei richtigerweise zwischen den linken Innen- und Außenverteidiger des Gegners und zieht ersteren in Richtung Seitenauslinie mit.

In dem Moment aber, in dem der RV der Belgrader den Doppelpass wieder erhält, muss der IV wieder einrücken, da der 6er immer noch zu weit im Zentrum steht und ansonsten der Raum in seinem Rücken in Richtung Tor viel zu groß würde.

Somit bekommt Belgrads Nummer 4 wieder den Ball und kann unbedingt per Flanke das Tor auflegen.

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Nach diesen schlaglichtartigen Szenen der Belgrader Offensive wollen wir uns nun Ansatzpunkten für die TSG im Defensivverhalten von Roter Stern zuwenden, die auch die Armenier des Öfteren aufgedeckt hatten.


Der TSG-Matchplan:


Neben einer couragierten wie konzentrierten Defensivleistung sollte die TSG am Donnerstag im ersten diesjährigen Europa-League-Spiel ihr Heil vor allem in der Offensive suchen, zumal Anfälligkeiten im System von Trainer Dejan Stankovic allemal vorhanden sind.


Anhand von 5 kurzen, exemplarischen Szenen soll gezeigt werden, wie die Hoffenheimer das Team aus Serbien knacken könnten.


1. Szene:


Da die Belgrader gemeinhin relativ hoch pressen und den Gegner früh zu Fehlern im Aufbauspiel zwingen wollen, entsteht auf der ballfernen Seite oftmals viel Raum, den auszunutzen wohl vor allem mit dem Gegner in puncto Kopfbällen überlegen Spielern gelingt. Hierbei sei vor allem an Pavel Kaderabek (der aufgrund der Quarantäne leider immer noch ausfällt), und dadurch vor allem an den körperlich robusten Robert Skov zu denken, die sich ihre Größe zunutze machen und auf einen der Stürmer weiterleiten könnten.

Wichtig wird es dafür auch sein möglichst viele Spieler (wie beispielsweise Grillitsch, Vogt, Hübner (?) und Posch) in der eigenen Kette zu haben, die hohe Seitenverlagerungen punktgenau spielen können.


2. Szene:


Da nicht nur die Innenverteidiger der Serben, sondern auch deren AV oftmals extrem hoch stehen, entsteht in deren Rücken oft viel Raum, den man unterschiedlich bespielen kann. So besteht die Möglichkeit einen der Mitspieler an der Seitenlinie entlang vertikal ins 1-gegen-1 zu schicken, oder wie in diesem Fall durch die relativ statischen IV im Zentrum mit viel Tempo durchzubrechen.

Hierfür kommen aus Hoffenheimer Sicht wohl vor allem Baumgartner und Gacinovic infrage, die den Ball in höchster Geschwindigkeit verarbeiten und mitnehmen können.


3. Szene:


Die nächste Szene aus dem Spiel gegen die Armenier verdeutlicht gleich drei auszunutzende Aspekte des Belgrader Spiels:


- durch hohes Pressing (oder auch Standardsituationen) entstehende, große Konter-Räume im Abwehrverbund

- statische, relativ unbewegliche Verteidiger

- unzureichendes Nachrücken bei Kontern


So bietet sich den Gegner auf den Außen viel Platz für ein Dribbling (Skov, Baumgartner) fast über das ganze Feld, da die Spieler zu langsam sind. Da durch dieses fehlende Tempo oftmals einer der IV gezwungen wird frontal aus der Kette rauszurücken, ist eher relativ leicht auszudribbeln, wodurch wiederum die anderen Verteidiger in 1-gegen-1 Situationen geraten.

Zu allem Überfluss entstehen nun nicht nur große Räume auf den Flügeln, sondern nach erfolgter Flanke eben auch im beinahe völlig verwaisten Rückraum, da nicht ausreichend Spieler der Belgrader zurückgeeilt sind.

4. Szene:


Auch die nächste Situation zeigt, dass es Sinn macht das Spiel gegen Belgrad nach Ballgewinn an der eigenen Box vor allem über die Außen schnell zu machen, da man so den Abwehrverbund gut auseinanderliegen kann.

Auf ein neues kommt es so zu der Situation, dass sowohl im Rücken der Kette, aber vor allem auf der ballfernen Seite ein großer Raum entsteht, in den insbesondere schnelle Spieler hineinzustoßen vermögen. Wichtig ist hierbei vor allem das der nominelle 9er sowohl den gegnerischen 6er als auch IV vertikal in Richtung der Grundlinie zieht.


5. Szene:


Die letzte Szene aus dem Spiel zeigt, wie das einzige Tor gegen Belgrad entstanden ist und welche Schwächen sich der Gegner dabei zu Nutze gemacht hat.

Der Wandspieler im Sturm ( aus TSG-Sicht möglicherweise Dabbur, Belfodil) nutzt aus, dass er im Zweikampf um die Ballbehauptung beide IV von Roter Stern binden und aus der Kette hinauslocken kann. Dadurch schafft er Raum im Rücken eben jener Innenverteidiger, in den die schnellen Außenstürmer oder peripheren 10er des Teams hineinstoßen können.

In solchen Szenen sei insbesondere an einen Ihlas Bebou oder Sargis Adamyan zu denken, die mit ihrem Tempo die entstehenden Lücken im Belgrader Defensivverbund optimal auszunutzen versprechen.


Line-Up:


Hinsichtlich einer möglichen Aufstellung stellt sich vor allem die Frage, inwieweit die Rotation im Sinne der Belastungssteurung bereits am Donnerstag, oder erst am darauffolgenden Sonntag in Bremen zu tragen kommt.

Insbesondere in Anbetracht einiger Länderspielreisender, scheint es Sinn zu machen, diesen bereits unter der Woche eine kleine Verschnaufpause zu gönnen.


Tor: Oliver Baumann


Abwehr: Stefan Posch - Kevin Vogt - Melayro Bogarde


Mittelfeld: Sebastian Rudy - Florian Grillitsch - Diadie Samassekou - Robert Skov


Angriff: Christoph Baumgartner - Munas Dabbur - Ishak Belfodil


/t.a.b.

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