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UEL, 2. Spieltag: KAA Gent - TSG Hoffenheim

Nach dem 2:0-Auftakterfolg gegen Roter Stern Belgrad trifft die TSG Hoffenheim bereits eine Woche später im zweiten Gruppenspiel der Europa League auf den belgischen Vertreter aus Gent.

Da die Mannschaft von KAA Gent die letztjährige Saison der Jupiler Pro League auf Platz zwei abschloss, nahm sie zu Beginn dieser Saison an der Qualifikation zur Champions League teil, scheiterte jedoch letztendlich deutlich an Dynamo Kiew.

Sind die im üblichen Blau auftretenden "Buffalos" (der Name und auch das Wappen mit dem Konterfei eines Häuptlings der Sioux geht tatsächlich auf "Buffalo Bill" zurück, der auf seiner Europa-Tour zur Jahrhundertwende auch in Gent halt machte und bleibenden Eindruck hinterließ) also jetzt Gegner der TSG und Teilnehmer der UEL, so starteten sie mit ordentlichen Turbulenzen in die belgische Liga.

Aus den ersten 10 Spielen sprangen gerade einmal 3 Siege bei 7 (!) Niederlagen zu Buche und so sah sich der Verein unter anderem auch gezwungen personelle Konsequenzen zu ziehen und beförderte bereits Mitte September mit Wim De Decker den bisherigen Co-Trainer zum Chefcoach.



Die bekanntesten Spieler im Team der Belgier, die im Sommer mit 27,5-Millionen-Mann Jonathan David ihren besten Spieler an Lille abgeben mussten, sind sicherlich die Kompagnons des Ex-Heidenheimer Duos, U-Nationalspieler Niklas Dorsch und Tim Kleindienst. Beide verließen die Ostalb für jeweils 3,5 Millionen Euro und sollten dazu beitragen die Lücke zu schließen, die Jonathan David als prägendes Element der Offensive hinterlassen hat.

Im Gegensatz zu den Erwartungen in der Heimat nehmen weder Kleindienst noch Dorsch - der auch im Hoffenheimer Fan-Umfeld oft als Neuzugang gehandelt worden war, bislang eine prägende wie spielbestimmende Rolle ein.


Das erste Spiel der neuen UEL-Saison gegen Slovan Liberec verloren die Buffalos überraschend mit 1:0 und stehen somit jetzt schon ein wenig unter Druck.

Im Gegensatz zu dem relativ obligatorischen 4-3-3 unter Vorgänger Laszlo Bolöni, der nur knapp einen Monat im Amt war, gestaltet sich die Idee von Wim De Decker gerade in den letzten Spielen systematisch ein wenig flexibler.


So kann das Analyse-Team rund um Sebastian Hoeneß und Timo Gross im Rückblick auf das vergangene Spiel gegen Meister KRC Genk davon ausgehen, dass KAA zumindest die Dreierkette der TSG spiegelt und selbst mit 3 Innenverteidigern auflaufen wird. Was das für die Zuzenhausener Trickkiste bedeuten könnte und was es vielleicht bringen könnte, dem Gegner dann selbst mit einer variablen 4-er-Kette zu begegnen, soll zu einem späteren Zeitpunkt Anlass der Analyse werden.


Zunächst einmal soll jedoch ein rein formeller Blick auf eine mögliche Aufstellung von Gent geworfen werden, die sich in diesem Fall an einer gespiegelten 3er-Kette orientiert, allerdings durch das Vorrücken von Fortuna auf die 8 problemlos auch als 4-3-3 denkbar ist:


Tor: Davy Roef


Abwehr: Andreas Hanche Olsen - Michael Ngadjui - Nurio Fortuna


Mittelfeld: Alessio Castro-Montes - Sulayman Marreh - Niklas Dorsch - Milad Mohammadi


Angriff: Osman Bukari - Roman Yaremchuk - Tim Kleindienst



Während der bislang beste Spieler dieser Saison, Roman Yaremchuk, wohl starten dürfte, fällt dessen angestammter Sturmpartner Laurent Depoitre wahrscheinlich einer kleineren Verletzung, vor allem aber der Belastungssteuerung zum Opfer.



Analyse: KAA Gent


Zunächst einmal sollen einige Szenen aus den vergangenen Spieler von KAA aufzeigen, welche typischen Merkmale das Spiel der Belgier aufweist und wodurch sich oftmals gefährlich vor das Tor der Gegners (zu) kommen (versuchen).


Eine erste Auffälligkeit, das Spiel sehr breit zu machen und dann durch das Zentrum Gefahr auszustrahlen, zeigt sich gleich in zwei der folgenden Szenen:


1. Szene: (Video unten)


In dieser ersten Szene stellt sich das Genter Offensivspiel relativ klar als klassisches 4-3-3 mit extrem breit gestaffelten Außenbahnspielern dar. Während der Gegner schon mit einer Seitenverlagerung auf den völlig offenen Flügel rechnet, bewegen sich die zwei 8er geschickt in den Raum zwischen beide Ketten des Gegners und schaffen Tiefe.


In dem folgenden kurzen Ausschnitt zeigt sich, dass durch diese Herangehensweise der Platz auf den Flügeln nicht etwa ungenutzt beiseite liegen gelassen wird, sondern die Möglichkeit der Seitenverlagerung einfach noch ein wenig näher in Richtung des gegnerischen Tores rückt.

Erfolgte gleich der hohe Ball auf den Flügel, so hätten die gegnerischen Spieler noch besser Zurückrücken können. So bietet sich KAA entweder die Möglichkeit eines Distanzschusses oder einer Flanke von der Grundlinie in einen offenen Rückraum.

2. Szene: (Video unten)


Auch hier machen die Belgier bei einem Konter das Spiel wieder sehr breit und rücken auch auf dem Flügel mit den Außenverteidigern gut nach, so dass die Abwehr des Gegners dazu gezwungen ist selbst auf den Flügel zu rücken und dabei entweder das Zentrum zu öffnen oder durch den anderen IV die ballferne Seite für eine Flanke zu öffnen.


In diesem Rückraum kann dann Yaremchuk mit seinem Gefühl für Räume reinstoßen und mit seiner Technik sowohl die Abwehr als auch den Torwart aussteigen lassen.

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Auch die nächste, 3. Szene knüpft noch einmal an das Konterspiel der Belgier an:


Hier zeigt sich, wie geschickt die Außenbahnspieler von KAA situativ bei Kontern invers zu den Verteidigern des Gegners ins Zentrum einrücken, dabei sowohl Anspielmöglichkeiten im Zentrum schaffen, als auch durch ihre Bindung der Abwehr auf halber Höhe Tiefe für den nachrückenden Stürmer (meist Yaremchuk) schaffen.

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Bevor es in einer letzten Situation um die durchaus vorhandene Körperlichkeit der Genter Offensive geht, soll ein weitere, 4. Szene noch einmal von der enormen Schnelligkeit der Flügelspieler von KAA warnen, die es immer wieder schaffen die Räume zu finden, die die Mittelstürmer schaffen, indem sie sich ins Mittelfeld fallen lassen (Video unten):


Dabei treibt einer der Genter IV den Ball in Richtung der gegnerischen Hälfte und wartet darauf, dass einer der Stürmer den gegnerischen IV in Richtung des Flügels herauszieht. Geschieht dies, so startet der im Sprintduell deutlich überlegene Flügelspieler von KAA durch und kann mit dem Ball in den Strafraum stürmen.

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Die letzte, 5. Szene der Analyse von KAA Gent zeigt deren Gefährlichkeit bei hohen Flanken in den Strafraum, auch wenn davon ausgegangen werden darf, dass die TSG mit ihrer körperlichen Präsenz in der eigenen 3er-Kette damit gut zurecht kommen dürfte:


TSG: der Matchplan


Aber auch in der Defensive der Genter bieten sich einige Schwachstellen, die die TSG mit beherztem und mutigem Auftreten ausnutzen kann.


Es folgt nun gleich ein ganzes Pottpouri an beispielgebenden Szenen von Offensivaktionen gegen und Schwachstellen der Defensive von KAA.


Die ersten drei Szenen zeigen dabei auf, wie anfällig das Genter Spiel für Verlagerungen und Flanken auf die ballferne Seite, sowie das Zurücklegen des Balles ins Zentrum ist.


1. Szene:


Da das Mittelfeld und der Angriff von KAA zu langsam nachrückt, muss der RV der Buffalos selbst ins Zentrum einrücken und kann den Spieler in seinem Rücken nicht ausreichend decken.

Den folglich verwaisten Rückraum kann der Gegner (ähnlich zu Geigers Tor nach Pass von Rudy gegen Bremen) durch eigenes Nachrücken optimal ausnutzen:

2. Szene:


Auch die nächste Szene erinnert wieder an das Tor von Geiger gegen Bremen und verdeutlicht die bedeutende Rolle, die sowohl der rechten Schienenspieler, als auch nachrückende Mittelfeldspieler in Partien gegen Gent einnehmen können.

Dabei ist zum einen wichtig, dass man mit bspw. Grillitsch und Vogt Spieler auf dem Platz hat, die Seitenverlagerungen punktgenau und druckvoll auf den dann spielstarken RAV a la Rudy spielen können, der dann auf einen dynamischen 8er oder 10er wie Baumgartner und Geiger in den Rückraum ablegen kann.


3. Szene:


Auch die nächste Situation zeigt exemplarisch, dass es von Vorteil sein kann das Spiel gegen KAA sehr breit zu machen, dann auf die ballferne Seite zu verlagern, um den dort entstandenen Platz mit einem Doppelpass in die Tiefe aufzulösen und den folgend zu schwach besetzten Rückraum zum unbedrängten Abschluss zu nutzen.


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Die nächsten vier Szenen sollen dazu dienen die Frage des linken Schienenspielers der TSG im Spiel gegen Gent eingehender zu erörtern und die Möglichkeit in den Raum zu stellen sowohl mit Skov als auch Sessegnon aufzulaufen.


Gerade für den Einsatz von Skov als RA, als auch dem gleichzeitigen Startelfeinsatz von Sessegnon als LAV spricht folgende 4. Szene:


Dabei kann es Sinn machen auf dem rechten Flügel einen inversen Linksfuß zu haben, der (im Übrigen auch im Hinblick auf die Abschlusssituationen im verwaisten Rückraum in den vorangegangenen Szenen) mit seinem starken Fuß den Raum im Rücken der auseinandergezogenen Genter Kette nutzt und den einlaufenden Stürmer mit einer druckvollen Flanke bedient.


Gleichzeitig ist es aber unbedingt notwendig auch auf der linken Schiene einen Spieler zu haben, der in der Offensive Dampf machen kann und über einen guten linken Fuß verfügt.

Dies zeigen vor allem die drei nun folgenden Szenen.


5. und 6. Szene:


Die beiden folgenden Szenen zeigen wie wichtig der LAV bei Kontern der eigenen Mannschaft werden kann, da oftmals Platz auf dem (hinterlaufenen) Flügel frei wird, den man dann mit präzisen Flanken und starken Kopfballspielern im Zentrum (Belfodil) ausnutzen kann.

Eine weitere Szene verdeutlicht, dass auch bei einem Pressingerfolg im Mittelfeld viel Platz im Rücken der ballfernen Seite von KAA ist, in den man mit einem sehr schnellen Spieler wie Sessegnon stoßen und bis zur Grundlinie laufen kann.

Die letzte, 7. Szene in diesem Themenkomplex zeigt, dass der linke Schienspieler das Spiel mit seiner Schnelligkeit und seinem guten Dribbling auch dann positiv beeinflussen kann, wenn der Gegner scheinbar gut gestaffelt und tief steht:

Dabei kann ein einfacher Doppelpass mit einem der 8er dazu führen mit hohem Tempo in den Strafraum einzudringen und womöglich einen Strafstoß zu provozieren.

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Die 8. und 9. Szene soll jeweils auf die Rolle eines dynamischen, peripheren 10ers (im besten Fall Baumgartner, womöglich ja sogar Kramaric) hinweisen.


Dabei kann die TSG wieder ausnutzen, dass die Kette von Gent weit auseinandergezogen ist und man in den Rücken des gegnerischen RV sprinten kann. Dabei ist es vor allem sinnvoll eine Auftaktbewegung in Richtung des Balles zu machen, um dann in einem zweiten Schritt seinen Geschwindigkeitsvorteil auszunutzen.

Erfolgreich kann es auch sein, den zentralen Raum zwischen den Genter Ketten bewusst und mutig anzuspielen, um dann mit einem Doppelpass und Schnelligkeit in den Rücken der Kette von KAA zu kommen, die doch relativ langsam ist und auch des Öfteren ins Leere grätscht:

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Der letzte Aspekt im Spiel gegen KAA soll darauf liegen, wie die TSG das Spiel verändern kann, wenn sie womöglich bereits in Führung liegt und Einwechslungen hin zu schnellen Spielern wie Bebou und Adamyan tätigen kann:


Dabei erinnern gerade die 10. und 11. Szene in der Spielweise sehr an Bebou, wenn er in die Tiefe und den Rücken der gegnerischen Abwehr stößt:

Diese Spielweise scheint aber erst dann so recht Sinn zu machen, wenn das Team von KAA Gent im Verlaufe des Spiels höher zu stehen beginnt und sich die Räume dahinter ergeben.


TSG: Line-Up


Auch in diesem Spiel wird Sebastian Hoeneß sicherlich wieder im Sinne der Belastungsteuerung agieren und einigen zuvor oft eingesetzten Spieler eine Pause zu geben. Mit relativ großer Wahrscheinlichkeit dürfte Florian Grillitsch zurück in die Zentrale rücken, und auch Ryan Sessegnon ist ein Startelfeinsatz relativ sicher. Fraglich bleibt ein Einsatz von Hübner, Kramaric und auch Adams. Gerade der Engpass in der Verteidigung dürfte wohl dafür sorgen, dass einige Spieler wie Rudy und Vogt weiterhin spielen werden (und müssen):


Tor: Oliver Baumann


Abwehr: Stefan Posch - Kevin Vogt - Kevin Akpoguma


Mittelfeld: Sebastian Rudy - Florian Grillitsch - Diadie Samassekou - Ryan Sessegnon


Angriff: Robert Skov - Ishak Belfodil - Christoph Baumgartner



Die Positionen von Skov und Baumgartner dürften dabei in einem anderen fall wohl am ehesten von Ihlas Bebou und Mijat Gacinovic eingenommen werden.


/t.a.b.





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